Sophie ist schon seit vielen Jahren in der Subkultur unterwegs. Zuerst war es die Metalszene. Im Alter von 13, 14 Jahren trug sie meist ihre Kutte und zeigte das riesige Metallica-Batch auf der Rückseite. Aber schon bald wurde es „gruftiger“, erzählt sie. In dem kleinen Ort, in dem sie aufwuchs, gab es allerdings keine richtige Gothic-Szene. So hat Sophie dann im Internet Kontakte gefunden. „Damals hat es sich mir erst erschlossen, was das für eine riesige Subkultur ist!“ Post-Punk, Wave, Neo-Folk – das war im Teenie-Alter neu für Sophie, aber sie merkte, dass es genau ihr Ding war. Mit der Musik entdeckte sie dann auch die schwarze Kleidung. „Die Ästhetik fand ich immer schön“, erzählt sie. „Die Melancholie, die auch in der Musik oft mitschwingt, drückt sich auch in dem Kleidungsstil aus. Das fand ich ganz passend“.
Sophie hat selbst auch eine dunkle Seite, die sie mit ihrer schwarzen Kleidung zeigt: „Ich beschäftige mich viel mit den Themen Sterben und Tod. Es interessiert mich sehr, wie früher mit dem Tod umgegangen wurde, welche Volksglauben es gab, wie das Thema in der Kirchengeschichte behandelt wurde. Ich habe viele Bücher darüber gelesen und jetzt auch Podcasts für mich entdeckt, die sich damit auseinandersetzen. Hoaxilla zum Beispiel greifen das manchmal auf oder Kaptorga, die im historischen Kontext vieles erklären. Früher war der Tod viel mehr im Alltag eingebunden“, erzählt Sophie.
In ihrer ersten Ausbildung als Zahnarzthelferin musste Sophie ihren Kleidungsstil dem Job anpassen. Schnell merkte sie, dass dies nicht ihr Weg war. Sie begann mit einem Studium im sozialen Bereich und wusste bald, was ihre Berufung ist: Sozialarbeiterin. In diesem Beruf konnte sie sich auch äußerlich wieder selbst mehr entfalten. Heute kann sie im Job auch schwarz tragen und ihren persönlichen Stil ausleben, wie auf dem Foto zu sehen ist.
Privat auf Festivals oder Gothic-Veranstaltungen zeigt Sophie aber gerne noch eine andere Seite von sich, wie das zweite Bild zeigt: Im viktorianischen Stil mit einem aufwendigen, handgefertigten Kopfschmuck, mit dem sie auch das Motiv „Memento Mori“ – das Bewusstsein der Sterblichkeit – ausdrückt. Ein Leitbild in Sophies Leben.
Für sie ist diese Kleidung allerdings kein „Kostüm“, wie sie betont. Sie fühlt sich darin nicht verkleidet, sondern es ist für sie ein Outfit, in dem sie sich gut fühlt und das sie bei besonderen Gelegenheiten trägt. So wie andere eben ein Abendkleid oder einen Anzug zu einer Hochzeit oder für einen schönen Restaurantbesuch tragen, ist dieses viktorianische Kleid ein schönes Outfit für besondere Gelegenheiten.